Wintersemester 2012/2013

Raum & Metapher

Metaphern strukturieren unser Denken über den architektonischen Raum durch Bilder. Die Art und Weise, wie man beim Entwerfen über die Umwelt nachdenkt, sie wahrnimmt, beschreibt und interpretiert, ist durch eine Fülle von bildlichen Analogien, Gleichnissen, Sinnbildern, Übertragungen und Anspielungen geprägt. Es entstehen Erzählungen von Räumen, ihren Atmosphären, Formen und Funktionen - ob als Körper, Kristall, Maschine, Möbel, Virus oder Zelle. Es lässt sich kaum leugnen: Metaphern operieren als eine subtile und verführerische, doch äußerst effektive Form des architektonischen Wissens. Die Effektivität und Produktivität von Metaphern ergibt sich zum einen aus der Geschichtlichkeit ihres Gebrauchs, zum anderen aus dem theoretischen Wandel der Bildvorstellungen, die mit ihnen assoziiert werden. Entscheidend ist nicht die metaphorische Wechselwirkung zwischen Bild und Raum, sondern die zwischen Bild und der jeweiligen sozialen, technischen oder politischen Vorstellung von Raum.



Das Seminar fragt nach dem Potential, aber auch nach den Grenzen von Metaphern für die Architektur. Was sind Metaphern und wie funktionieren sie? Welche konzeptionellen Vorstellungen von Architektur sind mit welchen Metaphern verbunden? Wie hängen architektonisches Denken und metaphorisches Wissen zusammen? Und wie beeinflussen Metaphern den Entwurfsprozess?

 



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Botschaften. Kunst, Bau und Propaganda

Politik und Architektur gingen seit jeher ein symbiotisches Verhältnis miteinander ein. Kein Medium ist prädestinierter, die Klaviatur des Symbolischen zu bespielen und als Bedeutungsträger zu fungieren.
Es sind häufig autoritäre Regime, die die Suggestivkraft der Architektur einer steinernen Beredsamkeit bestens für ihre propagandistischen Zwecke zu nutzen wissen. So wird die politische Ideologie populistisch aufbereitet und als einfache Botschaft für das breite Publikum salonfähig gemacht. Architekt und Regime gehen hier vereint einen Faustischen Pakt ein. Deshalb kann und muss immer wieder kritisch nach der Sprachfähigkeit und Lesbarkeit der Architektur gefragt werden.
Seit den Neunziger Jahren gilt die Architektur, so der Kritiker Michael Mönninger, als kulturelles Leitmedium in unserer Mediendemokratie. Unter dem Aspekt des „Imagineering“ rückt eine zum Bild gewordene Architektur als Dauerkundgebung ins Rampenlicht – Architektur als Event. Als perfektes szenografisches Bühnenwerk bedient sie Fiktion und Realität zugleich. Dabei verführt ihre anhaltende Kommerzialisierung zu einer konsumfreudigen Massentauglichkeit.
Im Zuge der voranschreitenden Globalisierung und Digitalisierung ist unsere Medienlandschaft einer gewaltigen Bilder- und Informationsflut ausgesetzt. Die Frage nach der Authentizität wird an dieser Stelle virulent verhandelt.
Das Seminar beschäftigt sich mit den Mechanismen und Strategien der politischen Inszenierung und fragt nach der Zweckdienlichkeit der Architektur als Kommunikationsmedium. Wie werden Inhalte und Botschaften sinnlich wahrnehmbar gemacht? Hierzu soll der Begriff der Botschaft in seiner Mehrdeutigkeit analysiert und diskutiert werden: von der Typologie der Repräsentation, über die Rolle des politischen Körpers, die Bildregie des Brandings oder bis hin zur Aktionskunst. 


Seminar mit Pflichtexkursion nach Wien. Wird für Bachelor und Master/Diplom zusammen angeboten.


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Programm 1
Programm 2

Just in Time - Architektur und Infrastruktur

Logistik: Produzent urbaner Landschaft

Logistik ist die Grundlage unserer modernen Gesellschaft deren tägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln, Gebrauchsgegenständen und Konsumgütern von der komplexen Infrastruktur der Warendistribution abhängt. Die logistischen Prozesse laufen zumeist unbemerkt im Hintergrund ab und dennoch besetzen sie einen beachtlichen Teil unserer gebauten Umwelt. Oft als ausgeblendete Rückseite unserer Städte funktionieren die Räume der Logistik fernab von ästhetischem Gestaltungswillen nach ihren ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Die Typologien der nicht selten kurzlebigen Knotenpunkte schreiben sich als generische Architekturen wie Distributionszentren und Warenlager, Air-Hubs und Güterbahnhöfe in die Landschaft ein. In Form gigantischer Territorien breiten sie sich in unberechenbarer Geschwindigkeit strategisch aus und bringen Städte, Regionen und Landschaften in neue Zusammenhänge. Kontinuierlich wird so, bedingt durch technologischen Fortschritt, immer neuer Raum erobert. Dabei verschwimmen nicht nur die Definitionen von Peripherie und Zentrum, auch das tradierte Verständnis von Architektur, Stadt und Landschaft muss hinterfragt werden. Haben sich unsere Städte mittlerweile in Systeme bestehend aus Infrastruktur und Technologie aufgelöst? Wo sind die Grenzen zwischen Architektur und Maschine? Was gehört zur Stadt und was ist Teil der Landschaft?

Im Theorieseminar werden Handel und Logistik als Produzent urbaner Landschaft untersucht. Im Mittelpunkt steht die Analyse der logistischen Einschreibeprozesse in unsere gebaute Umwelt: in welche ökonomischen und räumlichen Netzwerke sind die eingebunden, wie kann ihre urbane Morphologie gelesen werden und wie verändert sich dadurch das Verständnis von Architektur und Stadt? Anhand von Texten soll ein Überblick zum Verhältnis von Logistik und Stadt erarbeitet und im Stegreif in Form eines konkreten Entwurfs räumlich verarbeitet werden. Ziel ist, von einem architektur- und stadttheoretischen Standpunkt aus, die globale Logistik als Bestandteil und Aufgabe von Architektur und Stadt zu diskutieren.

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