Sommersemester 2013

Ressourcen.


Einführung/Beginn: 16.04.2013

dienstags, 14.30 – 16.00 Uhr, zweiwöchentlich

Raum: 211

4 ECTS – 4 SWS

Der Begriff „Ressource“ gilt als einer der Schlüsselbegriffe unseres heutigen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Auch im aktuellen Architekturdiskurs nimmt die Diskussion darüber einen hohen Stellenwert ein. Ressourcen unterliegen einem breit angelegten ökonomischen und kulturellen Denkkollektiv: Die Vorstellungen reichen von natürlichen Materialien und erneuerbaren Energien, über das historische Potenzial landschaftlicher und urbaner Räume, bis zu Archiven als Orte materialisierter Wissensressourcen. Grundlegend dabei ist: Ressourcen gelten als knappe Güter und sind an soziale Handlungen gekoppelt, d.h. erst die bewusste Wahrnehmung verwandelt einen beliebigen Rohstoff in eine wertvolle Ressource, ganz gleich ob es sich dabei um historische Bausubstanz, Energieträger oder Information handelt. Was heißt es also für Architekten, in einer Welt zu entwerfen, die ihr Gleichgewicht zwischen zunehmender Technologisierung einerseits und einem immer wichtiger werdenden Ressourcenbewusstsein andererseits sucht? Und welche konzeptionellen Vorstellungen von Architektur sind mit welchen Ressourcen verbunden?


Ziel ist die kritische Annäherung an einen Begriff, dessen Vielschichtigkeit das gesellschaftliche Selbstverständnis des entwerfenden Architekten in Zukunft grundlegend prägen wird. Die Veranstaltung ist als Lektüreseminar konzipiert. Im Fokus stehen ausgewählte Texte, Konzepte und Theorien sowie eine intensive selbständige Recherche.

Mit Blick auf die sozialen, technischen und kulturellen Bedingungen der architektonischen Praxis geht es darum, sich begriffliche Kartierungen der Gegenwart zu erarbeiten und nach den Grundlagen einer zeitgenössischen Theorie der Architektur zu fragen.

Gastvortrag: „Buckminster Fuller“, Prof. Dr. Joachim Krausse, Anhalt: (angefragt)
Pflichtexkursion in Kooperation mit dem Fachgebiet Landschaftsarchitektur, Prof. Henri Bava


The Architect as Tourist. Zwischen Grand Tour und Tourismusindustrie


Einführung 19.04.2013

freitags, 11.30 – 13.00 Uhr, wöchentlich

Raum: Grüne Grotte

4 ECTS – 4 SWS

In der Figur des reisenden Architekten treffen sich theoretische Erkenntnis und praktische Erfahrung, das Vertraute und das Fremde, Inspiration und Imagination. Das unmittelbare Aufsuchen und Erleben bestimmter Städte, Landschaften und Gebäude hat für die Vorstellung, wie Architektur entworfen und gedacht werden kann, eine grundlegende Funktion. Reisen ist daher untrennbar mit der Bildung, Entdeckung und Überprüfung des eigenen architektonischen Wissens verbunden. Die Geschichte des Reisens ist auch eine Geschichte der Architektur. Auf der Suche nach Idealen und Vorbildern waren seit Jahrhunderten Italien und Griechenland die privilegierten Zentren der abendländischen Kunst und Architektur. Der ästhetisierende Blick auf die Bauten der Antike galt als gesellschaftliche Verpflichtung und intellektueller Höhepunkt gleichermaßen.

Heute sehen wir uns mit einer global operierenden Tourismusindustrie konfrontiert, in der Architektur als Ware einer massenkompatiblen und durchkalkulierten Welt der Inszenierung angepriesen wird. Grundlage bildet etwa die touristische Reproduzierbarkeit von Gebäuden und Stadtvierteln. Gleichzeitig werden sogenannte Un-Orte, Transiträume und Netzwerke zum Gegenstand architekturethnologischer Untersuchungen. Im aktuellen Architekturdiskurs hat dagegen das „Informelle“ Konjunktur. Die „Grand Tour“ durch Europa ist der empirischen „Feldforschung“ in lateinamerikanischen Armenvierteln und Slums gewichen, der Eurozentrismus scheint endgültig aufgebrochen. Doch wie hat sich die Figur des reisenden Architekten dabei verändert? Mit welchem Anspruch und mit welchen Erwartungen bereisen wir heute die Welt – technisch, medial, sozial? Pointiert formuliert: Welche Auswirkungen hat die Globalisierung auf den touristischen Blick in der Architektur?

Ziel ist die Untersuchung reisender Architekten und ihrer Medien und Orte, ihrer Skizzen, Notizen, Filmen, Berichte und Bilder, aber auch den dazugehörigen Reiserouten, Flugstrecken, Schiffsfahrten und persönlichen Begegnungen. Während man sich in der Literatur traditionell auf die klassische Reiseforschung konzentrierte, blieb die Figur des reisenden Architekten ein blinder Fleck. Kern des Seminars bildet eine Spurensuche durch die Geschichte und die Gegenwart des Reisens. Die Veranstaltung ist als Forschungsseminar konzipiert, in der sowohl die Lektüre ausgewählter Texte, als auch die eigenständige Recherche im Mittelpunkt steht.  

Mit Blick auf die sozialen, technischen und kulturellen Bedingungen der architektonischen Praxis geht es darum, sich begriffliche Kartierungen der Gegenwart zu erarbeiten und nach den Grundlagen einer zeitgenössischen Theorie der Architektur zu fragen.

Filmabend mit Podiumsdiskussion: „Torre David: Informal Vertical Communities“,
Prof. Hubert Klumpner, Urban-ThinkTank, Caracas/Sao Paolo/New York (angefragt)