Einladung zum Gastvortrag

Moderne Architektur und Klima: Buenos Aires 1939

Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg

Walter-Gropius Lehrstuhl für Architekturgeschichte

Universidad Torcuato Di Tella, Buenos Aires


Gastvortrag


Dienstag, 6. Mai 2014, 18.30 Uhr

Karlsruher Institut für Technologie

Fakultät Architektur, Grüne Grotte

Gebäude 20.40, Englerstrasse 7

Begrüßung: Prof. Dr. Georg Vrachliotis


In Kooperation mit dem Institut Entwerfen und Bautechnik

Fachgebiet für Bauphysik & Technischer Ausbau

Prof. Andreas Wagner


Lange Zeit wurde die Genese der modernen Architektur mit einem von Technik und Weltverkehr bedingten Streben nach einer universellen Formensprache erklärt: ein ‚Internationaler Stil‘, der den objektiv verbindlichen Grundbedürfnissen des modernen Menschen entsprach und sie mittels einer homogenisierenden Technik befriedigte. So haben es einige der Protagonisten der Avantgarde in ihren Schriften unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Etwa Le Corbusier als er 1929 in Buenos Aires die ubiquitäre Architektur der Zukunft beschrieb, mit ihren „neutralisierenden“ Hüllen und ihrer „exakten“ Atmung. Er sagte den damals bereits einsetzenden Siegeszug der mechanischen Klimaanlagen richtig voraus. Dieser blieb jedoch keineswegs unangefochten. Gerade in Buenos Aires kamen in der Folgezeit moderne Architekturen auf, die auf vielfältige klimatische Überlegungen gründeten.

Davon zeugen die 1939 in der Zeitschrift Nuestra Arquitectura publizierten Bauten und Theorien des Wladimiro Acosta sowie der Gruppe Austral um Antonio Bonet. Ihre Positionen bezüglich des architektonischen Zusammenhangs von Klima, Technik und Lebensformen erweisen sich bei genauerer Betrachtung als geradezu komplementär: raumhaltige, schattenspendende Hülle eines durchlüfteten Leichtbaus versus Architekturartefakt als Komposition strahlender Massen.


Damit wird offenkundig, dass eine global betrachtete Geschichte der modernen Architektur nicht ausschließlich auf das Paradigma der Maschine verkürzt werden kann. In dieser Erkenntnis liegt zudem ein kritisches Potential auf der anhaltenden Suche nach einem wünschenswerten Verhältnis von Umwelt und Technik durch Architektur.