Coolness.

Das Seminar untersucht und diskutiert die unterschiedlichen Kodierungen von Coolness zwischen Verhaltensstrategie und ästhetischer Dimension. Als großes Projekt der Moderne soll Coolness auf seine Aktualität überprüft werden.

Mit „Licht, Luft und Sonne“ hielt die Lebensreform Einzug in die Moderne, so dass das befreite Wohnen mit Sachlichkeit, Askese, Automation und Fortschrittsglaube bis heute, mit dem Diktum des klinisch Kalten in Zusammenhang gebracht wird.

Erst mit der grossen Medienpräsenz und ihrer Rezeption, u.a. durch die ikonischen Fotografien von Julius Shulman oder Ezra Stoller rückten die Case Study Houses der Fünfziger und Sechziger Jahre von Richard Neutra oder John Lautner in Los Angeles in den Fokus von Coolness. Sollte sich aber hinter dieser Idee von Lebensstil und Gesellschaftsform ein raffiniertes Marketing verbergen? Wie verhält sich Architektur und Werbung, wenn man sich vergewissert, dass der Begriff des Lifestyle eine Erfindung der Werbeindustrie seit den Dreissiger Jahren ist, um den American Dream zu verkaufen: Single-Appartment im Hochhaus für den modebewussten Urbanisten in der Grossstadt oder das Einfamilienhaus mit Familie in der pittoresken, nachbarschaftlichen Vorstadtidylle? Welche gesellschaftlichen Leitbilder verbergen sich hinter den einzelnen Lebensentwürfen?

Zeigt sich in Tony Blairs New Labour Regierung mit der Marke „Cool Britannia“ und dem Aspekt der Coolness durch die Hochhausplanung Londons ein kurzes Wiederaufleben eines Mythos oder entpuppt sich hier eine raffinierte Strategie einer boomenden Tourismusindustrie?! Worin unterscheiden sich die Codierungen der Britishness in ihrem Understatement zwischen den Sechziger Jahren und den gegenwärtigen Diskussionen? Hat mit Peter Cooks Plädoyer für die Tiefkühlpizza den Martini Modernism auf Eis gelegt? Anscheinend befinden wir uns seit der Ära des Pop und der Postmoderne im kontinuierlichen Temperaturanstieg inmitten einer globalen Erwärmung der Architektur, die ihren aktuellen Höhepunkt im Revival des Hand-Made, Urban Gardenings oder wie in den Ausstellungen des MoMA „ Small scale, big change“ oder des DAM „Think global, build social“ feiert.

Ist Coolness in der Krise? Hat die Moderne mit China und dessen halbstarken Turbo-Urbanismus ihren einzigen Verfechter ihrer Ideale zurückbehalten? In wie weit kann heute Coolness eine gesellschaftliche Vision sowie eine Entwurfshaltung in der Architektur verkörpern? Wann hält die Moderne wieder Einzug oder wann folgt die nächste Abkühlung?

Gastvorträge, Filmabend und eine (Pflicht-)Exkursion im März 2014 nach Skandinavien ergänzen das Seminar. Für Studierende der Fachrichtung Kunstgeschichte steht das Seminar zur Teilnahme offen.


Bachelor / Master / Diplom

Wahlfach 4 ects

Pflichtexkursion (März 2014)

freitags, 11.30 Uhr – 13.00 Uhr

Grüne Grotte, Geb. 20.40

1. Treffen: Freitag, 25.10.2013