Zone of Potential Insufficiency

saai Vorlesung
Teaser saai

Marina Otero Verzier, Columbia University GSAPP
Zone of Potential Insufficiency

KIT Fakultät für Architektur, Egon-Eiermann-Hörsaal, 19.00 Uhr

Mit der Einführung der saai Vorlesung, einer jährlich stattfindenden Veranstaltung mit internationalen Gästen, beteiligt sich das Archiv für Architektur und Ingenieurwesen (saai) aktiv am Diskurs über die gebaute Umwelt als dynamischen Ort des Wissens. Archive sind die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft, die Basis für die Aufarbeitung des gesellschaftlichen Erbes und ein Generator für immer bessere Fragen.

Im Rahmen der Veranstaltung wird das saai sein neues Forschungszentrum iaas [international architectural archival studies] sowie die neue Podcast-Reihe „Archive Gossip“ vorstellen.

Unser Gast ist Marina Otero Verzier mit dem Vortrag „Zone of Potential Insufficiency“. Marina Otero Verzier ist Dean's Visiting Assistant Professor an der Graduate School of Architecture, Planning and Preservation der Columbia University, New York. Im Jahr 2022 erhielt sie den Wheelwright-Preis von Harvard für ein Projekt über die Zukunft der Datenspeicherung. Von 2015 bis 2022 war sie Forschungsdirektorin am HNI, wo sie Initiativen leitete, die sich aus einer post-anthropozentrischen Perspektive mit Arbeit, Extraktion und psychischer Gesundheit befassten, darunter „Automated Landscapes“ und „BURN-OUT“. Otero hat Ausstellungen wie den niederländischen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig 2018 und die Osloer Architekturtriennale 2016 kuratiert und war Mitherausgeberin von Lithium: States of Exhaustion (2021), More-than-Human (2020), Architecture of Appropriation (2019), Work, Body, Leisure (2018), um nur einige zu nennen. 2013 schloss sie als Fulbright-Stipendiatin den M.S. in Critical, Curatorial and Conceptual Practices in Architecture an der Columbia University GSAPP ab. Sie schloss ihre Promotion am ETSAM im Jahr 2016 ab.

In ihrem Vortrag wird sie eine Reihe von Begegnungen mit Architekturarchiven untersuchen, die sich mit der mehr als hundertjährigen Geschichte der architektonischen Moderne befassen. Durch wissenschaftliche und technologische Unternehmungen sowie durch die alltäglichen Aktivitäten des Lebens sammeln sowohl Menschen als auch künstliche Intelligenzen Daten in einem noch nie dagewesenen Ausmaß an, was erhebliche soziale und ökologische Folgen hat. Zwar stehen Rechenzentren im Mittelpunkt des Interesses, wenn es um die Gewinnung digitaler Daten geht, doch tragen auch Archive, Bibliotheken, institutionelle Repositories, Supercomputing-Zentren, Kältespeicher und dezentrale Netzwerke zu diesem unaufhaltsamen Streben nach immer mehr Daten bei, was zu der so genannten „Zone of Potential Insufficiency“ führt - einem Punkt, an dem die Datenproduktion die Skalierbarkeit bestehender Speicherlösungen übersteigen wird. Diese drohende Aussicht stellt die Illusion der Cloud als unendliches Reservoir unveränderter, über die Zeit erhaltener Informationen in Frage und wirft neue Fragen auf: Wer wird entscheiden, welche Informationen und Erinnerungen bewahrt werden? Welche Praktiken des Auslöschens und Trauerns werden entstehen, wenn die Auflösung der Welten die Menschen dazu zwingt, sich mit der Zerbrechlichkeit der Umgebungen und ihrer Geschichten auseinanderzusetzen?